Die Euphorie war allseits groß, als The National im vergangenen August endlich einen neuen Song veröffentlicht haben: Darin geht es darum, die Vergangenheit loszulassen, nur um beim zweiten Nachdenken dann doch von der Erinnerung überwältigt zu werden, vom Verlust der Unschuld und der Trauer über unsere eigenartigen Abschiede. Dass „Weird Goodbyes“ gleich ein Duett mit Bon Iver geworden ist, ist umso schöner. Der tiefe Bariton von Matt Berninger und das sanfte Timbre von Justin Vernon modellieren sehr schön die Melancholie des Tracks und passen ebenso perfekt zusammen wie der Sound der beiden Bands. Noch schöner aber, dass The National zeitgleich angekündigt haben, dass die Single auch ein Vorbote auf das kommende neunte Studioalbum ist. Ende April wird „First Two Pages of Frankenstein“ erscheinen und trotz aller glorreichen Erfolge als Band – inklusive eines Grammys für das Album „Sleep Well Beast“ sowie unzähligen ausverkauften Tourneen rund um den Globus – war der Weg bis zum fertigen Album kein leichter. Sänger und Texter Matt Berninger fand sich einer Schreibblockade ausgesetzt, die sich über etliche Monate hinzog und kein Ende zu nehmen schien. Die Band schob das Songwriting also erst einmal beiseite und fokussierte sich auf ihre zwischenmenschlichen Beziehungen, um so auf einer anderen Ebene, abseits des beruflichen Kontexts, als Band neu zueinander zu finden. Der Albumtitel bleibt als Relikt dieser Zeit: Immer, wenn Berninger keine Worte findet, greift er zu seinen Lieblingsbüchern, um sich inspirieren zu lassen und so erinnert der Klassiker von Mary Shelley an diese Episode von The National.
Sobald die Band 2022 nach der langen pandemiebedingten Pause erstmals wieder auf Tour gehen konnte, sprudelten die Ideen und Texte nur so aus Berninger heraus und sorgten in Windeseile für eine Vielzahl neuer Songs, die größtenteils im Long Pond Studio im Hudson Valley aufgenommen wurden. Manche Stücke wurden als Fragmente auch bei Soundchecks oder wie der Song „Tropic Morning News“ beim Konzert in Hamburg im vergangenen Sommer mitgeschnitten und kombinieren ihren skizzenhaften Charakter mit der einzigartigen dunkel-melancholischen Atmosphäre, die stets so charakteristisch für The National war.
Neben den verletzlichen Lyrics von Matt Berninger sowie der ausgefeilten und ausufernden Musik der beiden Brüderpaare Dessner und Devendorf finden sich auch wieder mehrere namhafte Gäste auf dem Album: Taylor Swift, Phoebe Bridgers oder Sufjan Stevens leihen ihre Stimmen und verhelfen so den Songs zu noch mehr Facetten.
Im kommenden Herbst werden die neuen Songs dann schließlich auf Tournee gebührend vorgestellt und werden dort zusammen mit dem breiten Backkatalog der Band bei zwei exklusiven Shows in Berlin und München für glückliche Fans sorgen. Unterstützung bekommen sie dabei von Bartees Strange, der mit einer EP voller The National-Coversongs 2020 erstmals auf sich aufmerksam machte. Seither sind zwei eigenständige Alben erschienen und Bartees Strange hat mittlerweile auch bei 4AD seine Labelheimat gefunden. Mit seiner Mischung aus Indierock und 00er Jahre R’n’B-Referenzen wird der Künstler perfekt auf The National einstimmen.