Die Wärme eines Marvin Gaye kombiniert mit der musikalischen Sensibilität von Khruangbin: Das sind Barney Lister und Kojo Degraft-Johnson, kurz MRCY. Das Produzenten-Vokalisten-Duo aus England hat sich über verschiedene Landesteile und Subkulturen hinweg gefunden und in der Musik einen gemeinsamen Ort geschaffen, der nach zu Hause klingt. Die künstlerische Vision und einzigartige Stimme von MRCY entstand in jahrelangen Prozessen der kreativen Selbstfindung, die Barney Lister zu einem der gefragtesten genre-fluiden Produzenten Großbritanniens gemacht hat und ihm eine Langzeit-Kooperation mit Obongjayar, sowie Kooperationen mit Pop-Talenten wie Rina Sawayama, Joy Crookes, Olivia Dean und Celeste einbrachte. Kojo Degraft-Johnson, der seine Wurzeln in Jam-Sessions mit renommierten Musiker*innen hat, steuerte schon Vocals für Künstlerinnen wie Ego Ella May, Cleo Soul oder Little Simz bei. Als die beiden sich 2021 erstmals begegneten, machte es sofort Klick: Lister hatte Degraft-Johnson auf Instagram live singen gesehen und ihm begeistert geschrieben, um ihn in sein Studio einzuladen – laut MRCY ein Ort „voller Liebe und positiver Energie”. So wie viele bekannte Soul-Größen und Produzenten-Vokalisten-Duos vor ihnen verarbeiten die beiden in ihrer Musik unmittelbar, was gerade passiert, bringen Ruhe in das Chaos um sich herum und versuchen, in der Musik Momente der geteilten Erfahrung zu schaffen – auch wenn beide aus unterschiedlichen Welten kommen, Lister aus der Soundsystem-Kultur und Degraft-Johnson aus der Soul-, Kirchen- und Gospelmusik. „Die Welt kann sich ganz schön scheiße anfühlen, und wir versuchen in all dem Wahnsinn einfach ein bisschen Frieden zu finden,” sagt Lister in einem Interview. „Mit MRCY machen Kojo und ich einfach zum ersten Mal genau unser Ding und stellen unsere Gefühle dabei in den Mittelpunkt.” Die Liebe, die die beiden in ihr Projekt stecken, wirkt offenbar ansteckend: Die Band hat sich eine treue Fangemeinschaft geschaffen, die in der Musik der beiden einen Ort gefunden hat, an dem gemeinsam gehört, gefühlt, erfahren und vielleicht auch ein bisschen geheilt wird. Nach einer erfolgreichen Tour mit Black Puma geht die Band nun allein auf Tour – und spielt dabei auch zwei Konzerte in Deutschland.