Hana Vu gehört zu der Gilde der DIY-Songwriterinnen, die in den vergangenen Jahren die Indie-Szene aufgemischt haben. Schon vor fünf Jahren schrieb der NME über die damals 17-Jährige: „Hana Vus rauchige und sehnsüchtige Stimme stiehlt dem Song die Show, indem sie Tagebuchkritzeleien zerreißt und zu einem Papierball tagträumerischen Indie-Rocks zerknittert.“ Irgendwo zwischen Indie und Folk hat die Kalifornierin aus Los Angeles ein feines Gespür für eindringliches Songwriting und kann damit alle Nuancen zwischen sehnsüchtig über herzbrechend bis hin zu spöttisch und sarkastisch zum Ausdruck bringen. Inzwischen ist ihre vierte Platte „Romanticism“ erschienen, deren Cover sofort den Titel konterkariert: Vu selbst wird darauf ganz klassisch ermordet. Dass das Motiv ursprünglich von der italienischen Barockmalerin Artemisia Gentileschi stammt und im Original Judith zeigt, wie sie Holofernes – also einem Mann – den Kopf abtrennt, eröffnet gleich noch viele weitere Bedeutungs- und Beziehungsebenen. Romantisch, das wird hier deutlich gemacht, ist auf der Platte nicht vieles. Dafür dreht es sich umso mehr um die Jugend, die Vu gespalten betrachtet. Auf der einen Seite, findet die Sängerin, sei sie ein atemloser Strom von Neuem und Ekstase, und doch höre man so selten von dem damit verbundenen Kummer. Wenn die Vergänglichkeit der Jugend Teil ihres Zaubers ist, macht es dann nicht Sinn, dass ein wesentlicher Teil der Erfahrung darin besteht, die Tage zu betrauern, die sich hinter einem auftürmen? Diese tiefe Dualität prägt „Romanticism“. Hier hört man Vus gitarrengetriebenen Synthie-Pop und ihre weiche Altstimme, wie sie die Coming-of-Age-Erfahrung mit glatter und trauriger Präzision präsentiert. Diese Songs pulsieren vor Bedeutung und sind voller Spielfreude, getragen von ihrer kraftvollen, sonoren Stimme. Dabei spielt sie viele musikalische Facetten aus, um damit eines zu erreichen: „Ich versuche nur, meine Perspektive so kühn wie möglich zu vermitteln. Kurz und bündig herauszuarbeiten, wie es sich anfühlt, jung, aber auch tieftraurig zu sein.“ Das gelingt Hana Vu perfekt. Im August kommt sie mit ihrem neuen Material für eine exklusive Show nach Berlin.