Wenn die Songs von Future Islands einst wie Einladungen zu Szenen aus dem Leben eines anderen schienen, dann präsentiert „People Who Aren‘t There Anymore“ die ganze fesselnde Saga und verwandelt den Schmerz in Hoffnung. Hier gibt es Aufregung, Verwüstung, Verständnis und die ersten Strahlen der Erlösung in 44 Minuten – eine Platte, die endlich die ganze Entrücktheit von Future Islands auch im Studio verwirklicht zeigt. Von Anfang an waren Future Islands einzigartig und sofort identifizierbar. Der vom Leben gezeichnete Gesang und die Schreie von Samuel T. Herring werden von Gerrit Welmers‘ Melodien untermalt und durch die Rhythmen von William Cashion und Michael Lowry aufgeladen. Diese Prämisse hat sich auf der neuen Platte nicht geändert, wohl aber die Menschen. Es gibt einen Schmerz und eine Freude in Herrings Stimme, die nur von ihren legendären Live-Auftritten übertroffen, aber bislang noch nie auf ihren Studioalben eingefangen wurden – und die sich anfühlen, als wären sie zum ersten Mal losgelöst worden. Ursprünglich sollte dieses Album die Liebe feiern, aber dann hat Herrings Freundin, die schwedische Schauspielerin Julia Ragnarsson, ihn verlassen, als er an den neuen Songs schrieb. So wurde aus dem „King Of Sweden“ im Opener der liebesbekümmerte Crooner, der diese Tracks zu einem großen Erlebnis macht. Notgedrungen hat auch dieses Mal wieder die süße Melancholie und der Herzschmerz die Kontrolle übernommen. Das ist sehr gut, obwohl man auch mal hören will, was der Mann wohl erst raushaut, wenn er glücklich verliebt ist. Aber nicht umsonst hat der Rolling Stone die Band mal als „Heart Ache Kings“ bezeichnet – und auch auf dieser Platte werden Hörer*innen mit einer ordentlichen Dosis Euphorie versorgt. Future Islands haben rund 1500 Shows gespielt, die Körper zerschunden, Stimmbänder zerfetzt, dem Publikum die Flucht ermöglicht und ihre Botschafter geheilt haben. „People Who Aren‘t There Anymore“ ist das Hauptwerk einer Band, die sich an einem Wendepunkt befindet: Sie entdecken neue Wege, um die Welt zu erleben, weil die alten Wege nicht mehr funktionieren. Diese Freiheit hat zum vollständigsten, transparentesten und ehrlichsten Statement in ihrer 17-jährigen Bandgeschichte geführt. Bei den bekannten Live-Qualitäten von Future Islands darf man sich schon jetzt auf die Auftritte im Mai freuen.