Im Zeitalter endloser Playlists und algorithmisch zusammengestellter Empfehlungen sind es oft gerade jene Stimmen, die sich sperren, die uns im Gedächtnis bleiben. Daffo, mittlerweile in Los Angeles ansässig und gerade 21 Jahre alt, gehört zu eben jenen Stimmen. Geboren als Gabi Gamberg in den Vororten von Philadelphia, aufgewachsen zwischen der pulsierenden New-Jersey-DIY-Szene und klassischem Musikunterricht, schreibt Daffo Songs, die das Unbequeme angenehm erscheinen lassen – ohne es zu beschönigen. Die Texte, zart und schneidend zugleich, bewegen sich zwischen Scham, Selbstverachtung und einer Welt, die mit einem überaktiven Kopf nur schwer Schritt halten kann. Mit „Where the Earth Bends“, dem ersten Longplayer, wagt Daffo den Spagat zwischen folkiger Intimität und grungigem Aufruhr. Produziert von Rob Schnapf, der schon Elliott Smith und Beck betreute, ist das Werk ein Klangtagebuch voller kleiner, ungekünstelter Momente: das Klappern von Löffeln als Percussion, improvisierte Melodien, welche zu dauerhaften Hooks werden. Songs wie „Habit“ oder „Quick Fix“ erzählen von Zyklen, die man nicht durchbrechen kann – und davon, wie Rückschritte manchmal zu Katalysatoren kreativer Durchbrüche werden. Daffo gehört zu den Künstler*innen, die das Persönliche nicht als Selbstzweck, sondern als Resonanzraum begreifen. Vielleicht liegt darin die Stärke: Die Geschichten mögen aus deren eigenem Leben stammen, aber sie gehören, einmal gesungen, allen, die zuhören. Wer Daffo nur von den Aufnahmen kennt, verpasst allerdings eine entscheidende Dimension. Auf der Bühne wird aus introspektiver Selbstbefragung eine kollektive Katharsis. Die Live-Shows sind energetische Experimente, oft mit spontanen Publikumsinteraktionen. Mal wird jemand aus dem Saal geholt, um die Mundharmonika zu spielen, mal verdichten sich stille Momente so sehr, dass sie fast greifbar werden. Zwischen den Songs spricht Daffo mit einer Mischung aus Scheu und Direktheit, die das Publikum in denselben Bann zieht wie deren Melodien. Die letzten Jahre führten Daffo auf Festivals wie The Great Escape oder Pitchfork Paris und als Support für Künstler*innen wie Blondshell quer durch die USA und Europa. Wer einmal gesehen hat, wie Daffo inmitten eines wogenden Publikums den Refrain von „Get a Life“ anstimmt, weiß, dass diese Musik nicht nur gehört, sondern erlebt werden will. Im Herbst 2025 gibt es dafür eine besondere Gelegenheit. Dann kommt Daffo für ein Konzert nach Berlin – ein Abend, der verspricht, mehr als nur ein weiteres Tourdatum zu sein.
