Chelsea Wolfe, die heimliche Königin des Goth, deren Musik aber weit darüber hinausgeht, hat ein neues Album produziert. „She Reaches Out To She Reaches Out To She“, das Anfang Februar erscheint, ist eine Wiedergeburt in Echtzeit und handelt davon, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenhängen. Und natürlich geht Wolfe dabei wieder einmal neue Wege. Die schweren Doom-Gitarren krachen immer noch in die Tracks, aber schon die Stimme klingt ganz neu und hat eine intime, ASMR-ähnliche Qualität, wird ganz zart und sehr detailliert geformt. Nichts wirkt geradlinig, dem Zufall überlassen oder wie erwartet. Wolfe hat lange zusammen mit Mischer Shawn Everett daran gearbeitet, die feinen Details aus dem Gesang zu extrahieren, sie in die üppige Klangwelt der Produktion – für die TV On The Radio-Mitbegründer Dave Sitek verantwortlich war – einzubinden und ihr ein Gefühl von Dringlichkeit und Aufregung zu geben, ohne dabei die zarten Abschnitte zu überfrachten. Folgerichtig ist der geradezu skulpturale Gesang auch ein Schlüssel zur Bedeutung. Dieser Sprung ins Unbekannte sollte allerdings nicht überraschen: Wolfe hat sich noch nie gescheut, zu experimentieren, Genres zu überschreiten oder ihre eigenen Mischformen zu erfinden, auch wenn die Grundzüge ihres Sounds schon auf ihrem Debüt „The Grime And The Glow“ zu erkennen sind. Diese Raumklang-Atmosphäre, die Punk-Drums, die dunklen Melodien und Wolfes souveräne Stimme sind seither die bestimmenden Klangelemente, die dem Inhalt der Songs angepasst werden wie ein Exoskelett an einen Körper. Das gilt ganz besonders für „She Reaches Out To She Reaches Out To She“. Im Kern geht es auf der Platte darum, zu erkennen, wie man aus der Vergangenheit einen Weg in die Zukunft findet, was man herausschneiden und zurücklassen muss und was einen weiterhin begleiten soll. Chelsea Wolfe stellt die existenziellen Fragen und beantwortet sie mit einer musikalischen Wucht, die die Hörenden fast umwirft. Im Juni kommt diese exzeptionelle Musikerin zu uns auf Tour.