Archive sind ein Rätsel geblieben: Ein Kollektiv, das sich nie festlegen ließ, das sich aus allen Kategorien herauswand und damit zu einer der eigenständigsten Formationen der letzten drei Jahrzehnte wurde. 1994 im Süden Londons gegründet, damals tief verwurzelt im Trip-Hop der Zeit, öffnete die Band ihre Türen schon früh für Einflüsse aus Post- und Indie-Rock, für elektronische Texturen und orchestrale Wucht. Aus dieser Mixtur erwuchs ein Klang, der nicht erklärt, sondern erlebt werden will – cineastisch, melancholisch, hypnotisch. Am 27. Februar 2026 erscheint ihr 13. Studioalbum „Glass Minds“, und schon die erste Single „Look At Us“ macht klar: Archive haben ihren Kompass neu ausgerichtet, ohne sich selbst zu verlieren. Der Song treibt mit einem unnachgiebigen Gitarrenriff voran, getragen von einer Energie, die fast trotzig wirkt in einer Welt, die ins Wanken geraten ist. „Es ist ein Banger“, sagt Darius Keeler, der kreative Kern der Band, lachend – um gleich darauf von „ominösen Lyrics“ zu sprechen, die von Lügen und Täuschungen handeln. Der dazugehörige Clip, inszeniert von Maxim Kelly, ist ein kleines Kunstwerk für sich: Schwarzweiß-Bilder im Stil eines dokumentarischen Southern Gothic, so echt, dass die Lüge erst im zweiten Blick sichtbar wird. Kelly spricht von „einem Meta-Kommentar über Täuschung, bei dem das Medium selbst zur Botschaft wird“. „Glass Minds“ ist ein Album, das Raum atmet. Reduziert, minimal, aber voller unterschwelliger Spannung. Die Songs oszillieren zwischen dunkler Intimität und eruptiver Kraft. Da ist das fragile „The Love Your Light“, das bedrohliche „Heads Are Gonna Roll“, in dem Rapper Jimmy Collins die Türen aufstößt, und das epische „So Far From Losing You“, ein achtminütiger Balanceakt zwischen Rap und elegischen Gesängen. Keeler selbst spricht von einer Rückkehr zum Gefühl des Debüts „Londinium“ – und von einer Sehnsucht nach Weite, nach Licht, nach einem Ausbruch aus der Schwere der vergangenen Jahre. Und dann sind da die Konzerte. Archive live zu erleben, bedeutet nicht, einfach eine Band zu sehen. Es ist ein Eintauchen in einen Klangraum, in dem Bilder entstehen, ohne dass ein Film läuft. Die Band, längst bekannt für ihre kompromisslosen Shows, hat auf ihren letzten Tourneen Maßstäbe gesetzt – zuletzt in der Pariser Accor Arena vor 15.000 Menschen. Wer dort war, spricht von einer Wucht, die physisch spürbar ist: Basslinien, die den Körper erzittern lassen, Vocals, die flirren wie Lichtstrahlen durch Nebel, Visuals, die den Songs eine zweite Dimension geben. Im Frühjahr 2026 bringen Archive diese Erfahrung nach Deutschland – für zwei Konzerte im April. Mehr als ein Termin im Kalender: Es ist die Einladung zu einer Reise in eine Klangwelt, die sich jeder Schublade verweigert.
Apr 2026
06
München Muffathalle
Einlass:
19:00 Uhr,
Beginn:
20:00 Uhr
Präsentiert von ByteFM, eclipsed, VISIONS, laut.de