Der etwas sperrige Name Wicca Phase Springs Eternal wird zu Recht in gut informierten Kreisen heiß gehandelt. Man fand ihn zum Beispiel auf der Debüt-EP „Inbred“ der grandiosen Songwriterin Ethel Cain, wo er mit ihr den Song „God’s Country“ performte. Man kennt ihn als Mitbegründer des Emo-Rap-Kollektives GothBoiClique und von düster-genialen Alben wie „Suffer On“ aus dem Jahr 2019, auf dem sich auch sein bis dato erfolgreichster Song „Rest“ findet.
Hinter Wicca Phase Springs Eternal (manchmal auch nur Wicca Phase genannt) verbirgt sich der amerikanische Musiker Adam McIlwee, der zuerst als Sänger von Tigers Jaw bekannt wurde. Die Emo-Elemente waren auch da schon hörbar, aber Songs wie ihr Indie-Hit „Plane Vs. Tank Vs. Submarine“ waren näher an den Get Up Kids und noch eher folkig bis dezent punkig im Grundton. Deshalb ist es umso spannender, was Adam McIlwee mit Wicca Phase Springs Eternal als Sound etablierte. In seiner Musik verschmilzt American Gothic mit Trap-Beats, einer hörbaren Liebe zu Morrissey und einer Emotionalität, die man auch bei Genre-Stars wie Lil Peep fand. Zuletzt erschien Anfang Juni ein Album, das wie sein Projekt heißt: „Wicca Phase Springs Eternal“ versammelt nicht weniger als ein Dutzend kleiner Meisterwerke, die nicht mehr ganz so düster ausfallen wie noch auf dem Vorgänger „Suffer On“. McIlwee erklärt das so: „‘Suffer On‘ und ein Großteil der Musik, die ich zu dieser Zeit machte, waren einfach sehr emotional und heavy. Ich hatte das Gefühl, dass ich dem Hörer und mir selbst damit manchmal zuviel zugemutet habe. Also begann ich, über die frühe Wicca Phase und die Erschaffung meiner Soundwelt nachzudenken – damals warf ich einfach alles an die Wand und schaute, was hängen blieb, aber jetzt habe ich zehn Jahre mehr Erfahrung im Songwriting. Mir wurde klar, dass ich die Tiefe von Wicca Phase weiter ausloten wollte, ich wollte nicht nur an der Oberfläche kratzen.“ Das ist ihm mehr als eindrucksvoll gelungen. Während Album-Opener und Titelstück „Wicca Phase Spring Eternal“ noch Emo-, Trap- und Goth-Einflüsse aufeinander loslässt, finden sich später Einflüsse aus dem britischen Folk der Sechziger und Siebziger. Adam McIlwee nennt Bands wie Fairport Convention und Pentangle als ausdrückliche Inspiration. Vor allem das Folk-Duett mit Zola Jesus „Mystery I’m Tied To You“ ist hier als Highlight zu nennen.
Live kann man diese neuen Songs und sicher auch seine älteren Stücke Anfang nächsten Jahres bei einer exklusiven Live-Show im Cassiopeia in Berlin erleben. Bei der spielt im Vorprogramm die Britin Care Charmer, die mittlerweile bei der Hardcoreband Turnstile als Gitarristin eingestiegen ist. Eine rare Gelegenheit, diesen intensiven, facettenreichen und stets etwas geheimnisvollen Künstler hierzulande auf der Bühne zu sehen.
